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Ich machen kürzen
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Ich machen kürzen

Ahmad Hosseini

 

Er hat sich über mich totgelacht, als er erfuhr, dass ich an einer Schreibwerkstatt teilnehme.

An dieser Literaturwerkstatt unter der Leitung von Peter Schütt beteiligen sich mehrere schreibinteressierte Leute. Sie haben entweder beruflich mit Schreiben zu tun oder Schreiben ist ihr Hobby und ihre Leidenschaft.

Dr. Peter Schütt mit mehr als sieben Jahrzehnten Erfahrung kennt in seinem  Leben nichts anderes als „Füller und Papier“. Er ist ein Wortakrobat. Ein Schreibarchitekt. Ein Stapel veröffentlichter Bücher sind sein Lebenswerk. Er schreibt Gedichte und Lyrik genauso bewundernswert wie Prosa.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Schreibwerkstatt haben fast alle Deutsch als ihre Muttersprache gelernt. Sie schreiben sehr gut. Ihre Texte werden bei günstigen Gelegenheiten veröffentlicht. Sie halten auch ab und zu Lesungen. 

Das alles wusste mein Freund. Er kannte mich seit mehreren Jahrzehnten genauso gut wie die Literaturwerkstatt Von Peter Schütt.  

Deswegen hatte er allen Grund, so wütend zu sein und lauthals über mich mit Hohn und Spott zu lachen und zu schreien: “Hast du das vergessen, dass du bis vor kurzem nur im Infinitiv sprechen konntest? Ich vergesse nie, als ich einmal bei dir war und ein Kunde zu dir in deine Schneiderei kam, um seine Jacke möglichst umgehend ändern zu lassen. Du hast gesagt: „Ok. Ich machen kürzen und arbeiten, du kommen anderen Stunden und holen. Aber du müssen ein bisschen mehr Geld zahlen“.  Na und! Ich erinnere mich daran ganz genau. Das war meine Sprache, um Geld zu verdienen. Als er zurückkam und meine Arbeit unter die Lupe nahm, war er sich sehr begeistert  und  überglücklich. Er bezahlte meine geforderte Summe und ein beachtliches Trinkgeld obendrauf.  

Was wollte ich noch mehr, mein Freund? Nach deiner Auffassung müsste ich,  um eine Jacke zu ändern, vielleicht an der „Platonischen Akademie“ eine Lehre in Rhetorik absolvieren und am Hansaplatz gegenüber meinem Änderungsatelier auf der Stufe des Hansabrunnens,  der an  seiner Spitze eine Allegorie für die Stärke und Macht des ehemaligen Hansebundes zeigt, in der Haut  des Philosophen Platon stecken und wie vor ein paar tausend Jahren eine Rede über die Ästhetik der Bekleidungsstile halten?! 

„Ach du Simplex. Ach du Armseliger. Du hüpfst wie ein neu geborenes Lamm in einem großen Rudel von Wölfen und du hast von nichts eine Ahnung. Taub und blind. Arglos und naiv. Sie werden dich wie ein Opfertier auf dem Altar der Literatur im Namen der Schreibkunst schlachten. Dich als einen waghalsigen Idioten, der sich zum Orakel der Gurus gewagt hat, gnadenlos köpfen. Sie werden jeden frechen Versuch, sich ihnen zu nähern, sofort im Keim ersticken. Der glühende Scheiterhaufen wartet auf dich. Vor dir sind schon viele zu Asche verdammt worden. Du wirst dasselbe Schicksal erleiden. Die Geschichte Abrahams  ist ein Märchen und sie gilt nur für die Gläubigen. Phönix musst du auch vergessen. Du wandelst vor dem Antlitz der Literaturgötter auf Asche. Eine unreine Asche, die sie, um die Reinheit der Erde zu gewährleisten, im Weltall verstreuen.“

Du hast vielleicht Recht, mein Freund. Es ist noch ganz frisch in meiner Erinnerung präsent, als Marcel Reich-Ranicki das Buch „Ein weites Feld“ des Literatur-Nobelpreisträgers Günter Grass vor den Augen von Millionen Zuschauern zerrissen hat. Die sind brutal. Hartnäckig. Du hast Recht. Gar keine Frage. Aber warum gehst du so schnell und so weit?!

Ich schreibe nur einfache Aufsätze und triviale Texte, um meine deutsche Sprache zu verbessern. Nicht mehr.

Schreiben ist heute für mich genauso schwer, anstrengend und Schulter belastend wie damals ein Brautkleid zu ändern. Damals habe ich Erfolg gehabt! Heute?

Um dich zu beruhigen, mein Freund, muss ich dir sagen: Ich habe nicht mehr Zeit. Endstation ist sehr nah. Ich sehne mich nicht nach Erfolg und Anerkennung. Trotzdem:
(Ich machen weiter schreiben
und auf keinen Lob warten.)                                   


  Oktober 2015

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